Lufthansa droht mit Streckenstreichungen in Deutschland

Hier geht es um Carrier, wie z.B. Lufthansa, KLM oder Air France.
Allerlei
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Lufthansa droht mit Streckenstreichungen in Deutschland

Ungelesener Beitrag von Allerlei » 24. September 2025 09:35

Jens Ritter, CEO Lufthansa Airlines, droht laut einem Bericht der Funke Mediengruppe, mit Streckenreduktionen an diversen deutschen Airports. Grund: die hohen Abgaben und Steuern, insbesondere die Luftverkehrsabgabe. Explizit wird in einem ihm zugeordneten Zitat auch Bremen als Kürzungs-Kandidat genannt.

Zitat:
"Die Liste der Flughäfen, die wir aus betriebswirtschaftlicher Sicht in den Blick nehmen müssen, ist lang: Bremen, Dresden, Köln, Leipzig, Münster, Nürnberg, Stuttgart – um nur einige zu nennen“, erklärte Ritter."
Quelle/ganzer Artikel:
https://www.morgenpost.de/wirtschaft/ar ... ungen.html

Natürlich handelt es sich um ein medial-politisches Säbelrasseln und Bremen steht hier lediglich alphabetisch an erster Stelle. Es geht also nicht um eine Individualbetrachtung für Bremen. Aber insgesamt ist der Druck enorm, analog zu den Low Costern. Bleibt zu hoffen, dass hier nicht das nächste Ungemach droht. :?

mapuyc
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Re: Lufthansa droht mit Streckenstreichungen in Deutschland

Ungelesener Beitrag von mapuyc » 24. September 2025 11:01

Ich halte die Drohung allerdings auch für nachvollziehbar. Für mich ist es ein nicht erklärbares politisches Versagen, warum der neue Verkehrsminister hier nicht längst eine deutliche Kürzung wenn nicht Streichung der Luftverkehrsabgabe in Angriff genommen hat. In keinem Feld der Verkehrspolitik ließen sich so schnell und vergleichsweise günstig drastische Erfolge herbeiführen. Hoffen wir einstweilen, dass Bremen verkehrstechnisch nicht noch weiter abgehängt wird. Bahn (ständige teils unangekündigte Streckensperrungen, ohnehin keine Neu- und Ausbaustrecken auf "Bremer" Routen) und Auto (Stichwort Weserbrücke) fallen als leistungsfähige Verkehrsträger für Bremen aus.

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B727
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Re: Lufthansa droht mit Streckenstreichungen in Deutschland

Ungelesener Beitrag von B727 » 24. September 2025 15:14

Da auch Stuttgart genannt ist, halte ich das Ganze eher für eine leere Drohung. Der Verlust an Geschäftsreisenden dürfte zu groß sein, wenn man die 7 Standorte aufgibt. Aber neben der Kostendiskussion sollte man bedenken, dass die Gewerkschaften derzeit wieder Verbesserungen von der LH verlangen, die gem. der Airline unbezahlbar sind. Somit ist dies sicherlich auch eine,Drohung gegenüber den Gewerkschaften.

Allerlei
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Re: Lufthansa droht mit Streckenstreichungen in Deutschland

Ungelesener Beitrag von Allerlei » 24. September 2025 16:35

Absolut richtig. Das gesamte Feeder-Netzwerk kann mit der Hub-Strategie nicht fallen. Wenn, dann geht es sicherlich in den meisten Fällen eher um Ausdünnungen, als Streckenstreichungen. Etwas, was hinterher "hübsche Minusraten" aus strategischen Gründen in den Statistiken präsentiert, aber nicht so, dass der Markt und lukrative Umläufe gleich aufgegeben werden. Wobei die LH in jüngerer Vergangenheit (PAD, LEJ) auch schon überrascht hat.

TRamp
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Re: Lufthansa droht mit Streckenstreichungen in Deutschland

Ungelesener Beitrag von TRamp » 25. September 2025 07:48

Ich denke die Flughäfen (insbesondere auch Bremen) müssen ohnehin über ihre Kosten auch mal nachdenken (Effizienz, Lohnstruktur). Wenn Lufthansa kürzen sollte (was ja im Winter 25/26 schon Realität wird auf BRE-MUC), dann reduziert hier eine Cash-Cow ihre Kapazitäten und bei künftigen schärferen Ausdünnungen muss dann auf jeden Fall restrukturiert werden. Das wird den Genossen in Bremen gar nicht gefallen.

Aber wir haben ja noch andere Hubs wie VIE und ZRH und vielleicht auch irgendwann mal FCO: dann wird eben dahin vermehrt geflogen und umgestiegen. Für VIE und ZRH kann ich persönlich nur sagen: klappt prima. Und die Produkte SWISS und Austrian sind nach meinem persönlichen Empfinden besser als Lufthansa.

Insofern wäre dann ja für alle alles gut, mit Ausnahme FRA und MUC und der Vereinigung Cockpit/Kernmarke Lufthansa. Deutschland deindustrialisiert sich dann eben in einer tollen Kurzsichtigkeit weiter und CO2 mäßig ändert sich fatalerweise gar nichts. Wie intelligent ist das denn?

Allerlei
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Re: Lufthansa droht mit Streckenstreichungen in Deutschland

Ungelesener Beitrag von Allerlei » 26. September 2025 15:18

Nur ein Randthema im Bezug auf die ursprüngliche News - oder eben auch nicht. Richtig rund läuft es eben nicht. "Lufthansa plant Abbau tausender Stellen": https://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/ ... 05433.html

Funkstille
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Re: Lufthansa droht mit Streckenstreichungen in Deutschland

Ungelesener Beitrag von Funkstille » 27. September 2025 13:06

TRamp hat geschrieben:
25. September 2025 07:48
Ich denke die Flughäfen (insbesondere auch Bremen) müssen ohnehin über ihre Kosten auch mal nachdenken (Effizienz, Lohnstruktur). Wenn Lufthansa kürzen sollte (was ja im Winter 25/26 schon Realität wird auf BRE-MUC), dann reduziert hier eine Cash-Cow ihre Kapazitäten und bei künftigen schärferen Ausdünnungen muss dann auf jeden Fall restrukturiert werden. Das wird den Genossen in Bremen gar nicht gefallen.

Aber wir haben ja noch andere Hubs wie VIE und ZRH und vielleicht auch irgendwann mal FCO: dann wird eben dahin vermehrt geflogen und umgestiegen. Für VIE und ZRH kann ich persönlich nur sagen: klappt prima. Und die Produkte SWISS und Austrian sind nach meinem persönlichen Empfinden besser als Lufthansa.

Insofern wäre dann ja für alle alles gut, mit Ausnahme FRA und MUC und der Vereinigung Cockpit/Kernmarke Lufthansa. Deutschland deindustrialisiert sich dann eben in einer tollen Kurzsichtigkeit weiter und CO2 mäßig ändert sich fatalerweise gar nichts. Wie intelligent ist das denn?
Nun, wer glaubt, dass FRA und MUC durch ZRH und VIE ersetzt werden, der ist komplett auf dem Holzweg. VIE verliert gegenwärtig WIZZ und Ryanair wegen zu hoher Kosten, in ZRH sieht es nicht viel anders aus.

Nein, innerdeutsch wird auf die Bahn umgestellt. Und das hat sehr wohl einen CO2-Effekt.

Nein, streichen der Luftverkehrssteuern ist kein sinnvolles Instrument. Es sollte vielmehr eine Abgabe sein. Die dann zielgerichtet für einen Umbau des Luftverkehrs eingesetzt werden kann.

Das Abschaffen einer Luftverkehrssteuer ändert Null an den seit gut 20 Jahren eingetretenen Zentralisierungseffekten zur Generierung von Skaleneffekten zu Gunsten der Hubs FRA und MUC sowie an den großen deutschen Airports HAM, DUS, BER. Denn durch ein Abschaffen der Luftverkehrssteuer wird der Zentralisierungseffekt nicht abgeschafft. Die Abschaffung würde die großen Airports ebenso entlasten und ändert nichts an den strukturellen Problemen mit denen die Regionalflughäfen konfrontiert sind.

Technologieoffenheit und Abschaffen der Luftverkehrssteuer zögert bestenfalls durch zementieren existierender Strukturen den Tod der Regionalflughäfen etwas raus. Technologieoffenheit ist beim Thema Strukturwandel nur der Sargnagel zum Verschlafen des notwendigen Strukturwandels … siehe praxisnah das Abhängen des deutschen Automobilsektors. Vielmehr muss der Umbau des Segments angegangen werden.

Es sollten also Flughäfen wie BRE, PAD,FDH, FMO analog Memmingen, Lübeck, Hahn, etc. privatisiert werden.

Dann ist man wesentlich freier bei Themen wie Sektorengeschäft, politischer Einflussnahme sowie Gebührenordnungen und kann zu Marktpreisen agieren.

Ergo, es liegt weniger an BRE, sondern es geht allen Regionalen Verkehrsflughäfen, die nicht privat sind, gleichermaßen schlecht und am Rande des Existenzminimums. FDH und PAD waren schon in der Insolvenz. Flughäfen wie LEJ und DRS könnte ähnliches blühen.

Der Staat muss nicht überall mitmischen. Aber er sollte die richtigen Wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen setzen wie Förderung neuer Technologien wie eFlugzeuge, Hybridflugzeuge mit SAF, SAF-Produktionsstätten fördern, Strom- und CO2-Steuern für eFlugzeuge und Hybridflugzeuge abschaffen, lokale nachhaltige Energie-Produktion im Rahmen der Umsetzung der EU-Richtlinie zum Energy Sharing mit der Beschleunigung des Referentenentwurfs Paragraph 49c zum EnWG noch offener gestalten und vor allem beschleunigen. Hiesige Flugzeugbauer wie MD, Deutsche Aircraft, Vaeridion mehr fördern und politische Ziele wie in Norwegen, Schweden und den Niederlanden ambitionierter und klarer vorgeben. Dort wird e- und Hybridmobilität stringent angegangen. Sind diese Flieger doch wesentlich günstiger bei den CASK als vergleichbare fossile Flieger, da sie mit wesentlich niedrigeren Wartungs- und Energiekosten aufwarten. Hierdurch produziert dann ein elektrischer 19-Sitzer zu den gleichen CASK wie ein 90-Sitzer - dem kleinsten Regionalflugzeug der Lufthansa. 90-Sitzer im Piint to Point-Verkehr für Regionalflugmärkte und deren Catchment-Areas sind jedoch deutlich zu groß. Ergo braucht es ein Technologiewandel. Um diese in den letzten 20 Jahren den Regionalflughäfen verlorengegangenen Märkte zu reaktivieren. Und um diese Umgestaltung zu finanzieren wäre eine Luftverkehrsabgabe an Stelle der Luftverkehrssteuer ein erster sinnvoller Ansatz.

Dann klappt es auch mit den Regionalflughäfen in Deutschland wieder.

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