Streik bei der BSAG - Meine Meinung

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krni
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Streik bei der BSAG - Meine Meinung

Ungelesener Beitrag von krni » 29. April 2023 01:57

Moin,

ich bin ganz ehrlich: Solange die Ver.di an der Praxis wiederholter "Warnstreiks" festhält, anstatt einen Streik anzusehen "das letzte Mittel, das ver.di und ihre Mitglieder einsetzen, um ihre Beschäftigteninteressen durchzusetzen" - dieses Zitat stammt, man will es kaum glauben, von der Ver.di-Homepage selbst (https://www.verdi.de/service/++co++f4f6 ... 093d114afd), wird die Verkehrswende nie gelingen. Ich habe eigentlich immer gedacht, dass es auch im Interesse der Gewerkschaft liegen müsste, ohne Streik zum Tarifabschluss zu kommen, aber anscheinend ist die Aussicht nach massiven Mitgliedereintritten einfach zu lukrativ (https://www.n-tv.de/politik/politik_per ... 16719.html).

Dass es auch anders geht, zeigt die IG BCE: "In der Chemie-Industrie haben sich Gewerkschaften und Arbeitgeber sogar darauf verständigt, dass es vor einem Arbeitskampf stets ein Schlichtungsverfahren geben muss" (https://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/ ... nzugezogen.) Tatsächlich gab es vor einigen Wochen den ersten Streik in der Chemie-Branche seit 1971 (!) (https://www.ksta.de/region/leverkusen/s ... sen-498819), in der eine Betriebstilllegung den Otto Normalverbraucher kaum jucken dürfte. Ganz abgesehen davon frage ich mich, was in letzter Zeit in den Bremer Landesverband der Ver.di gefahren ist: Seit ich regelmäßig mit Bus und Bahn fahre, kann ich mich persönlich an keinen einzigen Streik erinnern, während es in anderen Großstädten regelmäßig dazu kam - und jetzt seit 2020 schon zum fünften Mal.

Mir fehlt für den Streik nächste Woche jegliches Verständnis.

MfG
Niko

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Dietmar Krebs
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Re: Streik bei der BSAG - Meine Meinung

Ungelesener Beitrag von Dietmar Krebs » 29. April 2023 13:19

Hallo,

natürlich ist der Streik für alle, die auf Bahnen und Busse angewiesen sind, ärgerlich.
Schaut man sich aber mal die Löhne der Fahrerinnen und Fahrer im Vergleich zu Verkehrsbetrieben in anderen Bundesländern an, kann ich die Beschäftigten bei der BSAG gut verstehen, dass sie jetzt auch endlich mal vernünftig entlohnt werden wollen.

Hast Du eine Ahnung davon, wie es in den Werkstätten und im Fahrdienst aussieht? Weißt Du, wie viele BSAG-Beschäftigte mittlerweile den Betrieb verlassen haben, weil sie woanders zu besseren Löhnen arbeiten können?
Wenn das so weiter geht, dann wird die jetzige Notfahrplan die Regel und die viel gepriesene Verkehrswende ein Luftschloss.
Du möchtest täglich und zu jeder Tageszeit einen vernünftigen Fahrplantakt haben? Dann akzeptiere doch bitte auch, dass die Leute, die dafür arbeiten, auch entsprechend entlohnt werden.

Es ist jetzt aber auch Aufgabe der Bremer Landesregierung und der hier handelnden Politiker, endlich den ÖPNV als Daseinsvorsorge für die Bevölkerung zu akzeptieren und entsprechend mit genug Geld auszustatten, anstatt Bahnen und Busse in der Stadt als "notwendiges Übel" anzusehen.
Wenn ich mir allein schon die Diskussion um die Verlegung der Straßenbahn aus der Obernstraße, oder besser noch als der gesamten Innenstadt heraus ansehe, zweifel ich so langsam am geistigen Zustand der Leute, die so einen Blödsinn vorschlagen.
Verkehrswende ohne ÖPNV? Das ist eine tolle Idee!

Gruß
Dietmar

Arne Schmidt
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Re: Streik bei der BSAG - Meine Meinung

Ungelesener Beitrag von Arne Schmidt » 29. April 2023 18:56

Danke, aber mein geistiger Zustand ist glaube ich noch ganz okay. :-)

Was mich zu den Streiks wundert: nach meiner subjektiven Wahrnehmung in den letzten Jahrzehnten gehörten die BSAG-Mitarbeiter eher zu den gehaltlich privilegierten im Vergleich zu den Angestellten der VU der Umlandgemeinden. Hat sich das denn so sehr ins Gegenteil verkehrt? Was hat die zuständige Senatorin da wieder verbockt?

Arne Schmidt
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Re: Streik bei der BSAG - Meine Meinung

Ungelesener Beitrag von Arne Schmidt » 2. Mai 2023 15:14

Ist mir gerade in der Fahrplaner App aufgefallen: es fallen nicht alle Busse in Bremen aus, dank Auslagerung an Frenzel finden die Fahrten der 81 ganz normal statt. Wird aber wohl aus gutem Grund nicht öffentlich kommuniziert.

ChristophN
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Re: Streik bei der BSAG - Meine Meinung

Ungelesener Beitrag von ChristophN » 2. Mai 2023 15:19

Auch die 63S fährt aus demselben Grund, soweit es Subunternehmerkurse sind.

Wolf und Geisslein
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Re: Streik bei der BSAG - Linie 65

Ungelesener Beitrag von Wolf und Geisslein » 2. Mai 2023 18:44

Die ALT-Fahrten der L 65 wiederum sind in der Fahrplanauskunft für heute nicht enthalten…

Ersatzverkehr
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Re: Streik bei der BSAG - Meine Meinung

Ungelesener Beitrag von Ersatzverkehr » 2. Mai 2023 18:48

Hat jemand Fahrten beobachtet, die auch stattgefunden haben?
Ich gehe davon aus, dass von den Fremdunternehmern heute Morgen der Soll-Fahrplan an die Datendrehscheibe übergeben wurde. Aber ob dadurch auch die Fahrten stattfinden...?

haubra
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Re: Streik bei der BSAG - Meine Meinung

Ungelesener Beitrag von haubra » 2. Mai 2023 19:54

Arne Schmidt hat geschrieben:
29. April 2023 18:56
Danke, aber mein geistiger Zustand ist glaube ich noch ganz okay. :-)

Was mich zu den Streiks wundert: nach meiner subjektiven Wahrnehmung in den letzten Jahrzehnten gehörten die BSAG-Mitarbeiter eher zu den gehaltlich privilegierten im Vergleich zu den Angestellten der VU der Umlandgemeinden. Hat sich das denn so sehr ins Gegenteil verkehrt? Was hat die zuständige Senatorin da wieder verbockt?
Ausnahmsweise ist Frau S. mal nicht Schuld. Verbockt hat das noch die große Koalition Anfang des Jahrtausends. 2004 gab es die Vorgabe, den jährlichen Verlustausgleich an die BSAG bezogen auf das Jahr 1999 zu halbieren. Daraufhin wurden Stellen nicht neu besetzt und wenn es Neueinstellungen gab, zu erheblich schlechteren Bedingungen. Nebenher wurden erste Subunternehmen eingesetzt, wie z.B. die VGH auf der Linie 30.
Wie man heute bei Buten&Binnen hören konnte, liegt der Stundenlohn für Neueinsteiger 2-3 Euro unter dem von Umlandunternehmen. Wer will sich das Antun? Schichtdienst, Stress und neuerdings auch noch Übergriffe oder Gewalttaten...
Und nur mal nebenbei: die Inflationsrate ist zwar auf unter 8% gesunken, die bezieht sich aber auf einen seltsam zusammengestellten Warenkorb, Lebensmittel (die ja einen nicht gerade kleinen Anteil der Lebenshaltung bilden) sind gegenüber dem Vorjahr zwischen 17 und 20 Prozent teurer!
Der schwarze Peter liegt eindeutig bei der BSAG, bzw. der Politik, die nicht in der Lage ist oder den Willen hat ihre Angestellten angemessen zu vergüten, aber mal eben die Bürgerschaft um 3 Mandate vergrößert, weil die Bevölkerung Bremerhavens im Verhältnis zu Bremen gesunken ist... Noch Fragen Hauser? Nein Kienzle!

Arne Schmidt
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Re: Streik bei der BSAG - Meine Meinung

Ungelesener Beitrag von Arne Schmidt » 3. Mai 2023 06:42

Schaden tun die Streikenden damit allerdings mehr den Fahrgästen als dem VU selbst, die meisten Fahrgäste über eine Zeitkarte verfügen und dem VU somit nur wenig Umsatzeinbußen beschert.

haubra
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Re: Streik bei der BSAG - Meine Meinung

Ungelesener Beitrag von haubra » 3. Mai 2023 08:00

Dann sollten die Fahrgäste Ihren Frust mal kanalisieren und bei der BSAG oder der Politik abladen!

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Re: Streik bei der BSAG - Meine Meinung

Ungelesener Beitrag von M2204 » 3. Mai 2023 08:29

Der Streik ist derzeit aus Sicht der VU perfekt: Die Einnahmen werden durch den 49-€-Ticket-Rettungsschirm komplett auf das Niveau von 2019 angehoben, egal wie viele Fahrgäste wirklich unterwegs sind. Die Erlöse 2019 werden noch entsprechend der seitdem durchgeführten Preisrunden angehoben. Die letzten Preismaßnahmen hatten daher ihre Berechtigung ...

Jetzt hat man die beste Kombination: Sinkende Kosten (Streik) und unveränderte Erlöse. Also weiterstreiken im Interesse des BSAG-Defizits :-).

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GT8N-1
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Re: Streik bei der BSAG - Meine Meinung

Ungelesener Beitrag von GT8N-1 » 3. Mai 2023 09:03

M2204 hat geschrieben:
3. Mai 2023 08:29
Jetzt hat man die beste Kombination: Sinkende Kosten (Streik) und unveränderte Erlöse. Also weiterstreiken im Interesse des BSAG-Defizits :-).
Das ist leider wirklich das Problem, vermutlich reibt sich die BSAG-Führungsspitze gerade schön die Hände.

1968 gab es ja große Proteste mit Ausschreitungen, vordergründig wegen einer Preissteigerung der BSAG, siehe Wikipedia Artikel "Bremer Straßenbahnunruhen 1968" (aber natürlich auch wegen anderen Gründen). 1976/1977 wurde auch demonstriert.
Ich finde es tatsächlich erstaunlich, das es nicht mal friedliche Demonstrationen gibt, schon alleine wegen des Notfahrplans der zum Dauerzustand geworden ist. Die Fahrgäste lassen sich einfach alles bieten. Während politische Aktivisten sich ein dauerhaftes 9 Euro Ticket wünschen, wäre ich froh über einen Nahverkehr, der überhaupt fährt.

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Re: Streik bei der BSAG - Meine Meinung

Ungelesener Beitrag von T Hancke » 11. Mai 2023 21:42

Bei den Tarifverhandlungen hat man sich nun geeinigt und ist zu einem Abschluss gelangt, die Ver di Mitglieder müssen daruber noch abstimmen,
aber da der Gerwerkschaftssekretär bereits von einem "Zukunftsweisenden Abschluss " sprach ist wohl davon auszugehen, dass Ver di den Mitgliedern empfehlen wird, zuzustimmen.
Nebenbei war zu hören, dass die Aufsichtsratsvorsitzende und Verkehrssenatorin maßgeblich am Zustandekommen der Einigung beteiligt war.

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Felix M
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Re: Streik bei der BSAG - Meine Meinung

Ungelesener Beitrag von Felix M » 29. Januar 2024 18:03

Da es ja Freitag schon wieder losgeht (https://www.butenunbinnen.de/nachrichte ... g-100.html): Kann mir mal jemand erklären, wieso schon wieder gestreikt wird? Der letzte Tarifabschluss war doch erst im Mai. Es wird doch nicht alle 8 Monate ein neuer Abschluss verhandelt?!
Viele Grüße
Felix

haubra
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Re: Streik bei der BSAG - Meine Meinung

Ungelesener Beitrag von haubra » 29. Januar 2024 18:47

Es geht diesmal nicht um einen Tarifabschluss, sondern um einen neuen Manteltarifvertrag.

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