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Streik bei der BSAG am 29.09.

Verfasst: 25. September 2020 15:04
von krni
Moin,

laut BSAG-Homepage fahren am 29.09. keine Busse und Bahnen. Schade, dass man nicht versucht, zumindest einen Notverkehr aufrecht zu erhalten.

Link: https://www.bsag.de/aktuelles/aktuelles ... de37be4093

Re: Streik bei der BSAG am 29.09.

Verfasst: 25. September 2020 15:23
von BRE
Ich denke mal, dass ein Notverkehr schlicht und ergreifend nicht wirklich realistisch möglich ist. Die BSAG kann im Vorfeld ja nicht zuverlässig wissen, wer streikt und wer nicht. Und selbst wenn man einen Notbetrieb a la 20 oder 30 Minuten-Takt auf den Linien 1, 2, 3, 4, 6, 10, 24, 25 und 26/27 gewährleisten könnte: Ich halte das in Corona-Zeiten für eine saublöde Idee. Mit Abstand halten ist es da in der HVZ nämlich dann definitiv vorbei.

Und noch schlimmer wäre das Ganze, wenn man einen Notverkehr ankündigt und man diesen dann am Ende eben nicht aufrecht erhalten kann, weil doch mehr streiken. Bleibt das Fahrzeug dann einfach an der Domsheide stehen, wenn keine Ablösung kommt? Und medial käme die BSAG dabei noch schlechter weg, wenn am Ende trotz Ankündigung nichts fährt. Dann lieber verlässlich, sicher und planbar: Gar nix!

Re: Streik bei der BSAG am 29.09.

Verfasst: 25. September 2020 17:59
von GT8N-1
Ganz schön kurzfristig, ich habe das Glück flexibel zu sein und entweder Homeoffice zu machen oder kurzfristig Urlaub zu nehmen, dass haben sicherlich viele Leute nicht, die sich jetzt kurzfristig umschauen müssen, wie sie zur Arbeit oder wichtigen Terminen kommen, aber das ist wahrscheinlich so von Verdi gewollt.

Traurig finde ich, MIA/Monatstickets nicht anteilig zu erstatten. Natürlich ist die BSAG den Beförderungsbedingungen nach nicht dazu verpflichtet, aber der Kundenservice gegenüber den besten Kunden ist bei der BSAG wirklich eine Katastrophe, die Mehrwertsteuersenkung hat die BSAG auch nicht weitergegeben, was wohl auch in Anbetracht der Corona-Ausfälle passiert ist. Dennoch könnte man damit bei einigen Fahrgästen den Frust, der vermutlich hauptsächlich beim Fahrpersonal und Mitarbeitern in der Kundenbetreuung hängen bleiben wird (obwohl die nichts dafür können), sicherlich deutlich reduzieren.

Es bleibt zu hoffen, dass die ihren Rahmentarifvertrag mit fairen Löhnen und Arbeitsbedingungen bekommen, ein Streik ist für die Verkehrswende wie Benzin ins Feuer zu gießen, da sieht man leider auch, wie schnell man aufgeschmissen ist.

Re: Streik bei der BSAG am 29.09.

Verfasst: 25. September 2020 18:41
von Nordlicht
Taxi- und anteilige Kosten für MIA und andere Karten werden nicht erstattet, weil das Unternehmen bestreikt wird und somit für den Ausfall nicht verantwortlich ist.
So ist nun mal die Rechtslage.


Mit freundlichen Grüßen

Re: Streik bei der BSAG am 29.09.

Verfasst: 25. September 2020 19:03
von haubra
Einfach nur traurig, dass die öffentlichen Arbeitgeber das ganze auf die Fahrgäste abwälzen, statt denen, die in der Corona-Krise Ihren A... ins Feuer gehalten haben, vernünftige Entlohnungen zuzugestehen. Das Argument Geld/Schulden kann nicht zählen, denn es ist ja doch da, wie wir bei Corona gesehen haben (Stichwort Wumms)....

Re: Streik bei der BSAG am 29.09.

Verfasst: 25. September 2020 19:08
von GT8N-1
Nordlicht hat geschrieben:
25. September 2020 18:41
Taxi- und anteilige Kosten für MIA und andere Karten werden nicht erstattet, weil das Unternehmen bestreikt wird und somit für den Ausfall nicht verantwortlich ist.
So ist nun mal die Rechtslage.

Ich habe ja explizit geschrieben, dass es sich um meine persönliche Meinung handelt. Taxikosten kann ich auch verstehen, das wären ja Unsummen.
Es gibt halt etwas, das sich Kundenservice und Kulanz nennt. Das gibt es bei jeder Firma/jedem Unternehmen, dem die Kunden (besonders die Vielzahler oder langjährige Kunden) auch nur ein bisschen am Herzen liegen. Die BSAG hat hier klar Ihren Monopolvorteil, sie muss halt nichts bieten, weil die Kunden abseits von Fahrrad oder Auto keine vergleichbaren Alternativen haben. Und ich persönlich bin auch der Meinung, dass die Verkehrsbetriebe (nicht nur die BSAG, sonder alle Verkehrsbetriebe!) klar daran schuld sind, wenn auch indirekt. Wäre man zu Verhandlungen bereit gewesen und hätte eine Lösung gefunden, wäre es nämlich gar nicht zu einem Warnstreik gekommen.

Aber wie gesagt, den Frust der Fahrgäste werden so oder so diejenigen abbekommen, die am wenigsten dafür können, nämlich Fahrpersonal und Mitarbeiter in den Kundencenter, die tun mir jetzt schon leid.

Re: Streik bei der BSAG am 29.09.

Verfasst: 25. September 2020 22:36
von Tw3120
Der Streik bei der BSAG ist für die Fahrgäste schon schlimm genug. Ich finde es allerdings ziemlich unverschämt, dass die BSAG den Monatskarteninhabern und Abonnenten nicht anteilig den Fahrpreis erstattet. Somit bezahlen die Fahrgäste für eine Dienstleistung, die gar nicht erbracht wird.

Es geht auch anders: Vor etwa 10 Jahre haben die Lokführer bei der DB AG gestreikt. Für die ausgefallenen Fahrtage im VBN wurde das Geld anteilig erstattet.

Warum wird eigentlich gestreikt?

Verfasst: 26. September 2020 11:07
von Ingo Teschke
Hallo,

kann mir mal jemand erklären, warum eigentlich gestreikt wird und welche Vorteile für die einzelnen Arbeitnehmer, z.B. bei der BSAG, dabei herauskommen sollen. Ich werde jedenfalls nicht schlau daraus, denn eine Lohnverhandlung im "klassischen" Sinne ist es nicht (parallel finden ja Verhandlungen mit öffentlichen Auftraggebern statt mit einer klaren Lohnforderung, aber dabei ist der ÖPNV explizit ausgeschlossen).

Was ich mitbekommen habe, soll ein neuer Rahmentarifvertrag verhandelt werden, der bundesweit einheitliche Regelungen für Dinge wie Überstunden, Urlaubstage enthält. Bislang gibt es nur Rahmentarifverträge auf Landesebene. Siehe auch hierzu die Pressemitteilungen von Ver.di und vom Verband kommunaler Arbeitgeber. Die BSAG hat meines Wissens einen Haustarifvertrag, der in vielen Teilen auf einen Rahmentarifvertrag referenziert, aber eben auch abweichend sein kann.

Also, schlau bin ich aus diesen Verlautbarungen nicht geworden. Also, warum streiken eigentlich die BSAG'ler?

Wenn Forderungen und Auswirkungen klar sind, dann kann ich auch Verständnis für bestimmte Verhaltensweisen aufbringen. Wobei ich einen Streik für ein absolut letztes Mittel erachte und "Warnstreiks" in der heutigen Zeit für deutlich überholt halte (viele Gewerkschaften und Arbeitgeber haben sich ja auch schon davon verabschiedet, mittels Pressemitteilungen und Öffentlichkeitsmassnahmen ihre Positionen auszutauschen, sondern man dreht erst einmal einige Gesprächsrunden abseits der Öffentlichkeit). Und eines verstehe ich bei der Position der Gewerkschaft nicht: Hohe Qualität und entsprechende Bezahlung wird - m.E. zu Recht - mit der öffentlichen Daseinsvorsorge des ÖPNV begründet. Dann kann man doch nicht so einfach mal einen Tag die öffentliche Daseinsvorsorge einstellen, das ist doch genau kontraproduktiv. Wie gesagt, vielleicht verstehe ich das auch einfach nicht, aber dann möge man es mir erklären.

Ingo Teschke

Re: Streik bei der BSAG am 29.09.

Verfasst: 26. September 2020 15:42
von vopu
Naja, ein Streik muss/soll natürlich auch ein bißchen weh tun, damit die gewünschte Wirkung auch erzielt wird.
Aber ich war auch immer der Meinung, dass BSAG und auch Delbus einen eigenen Haustarifvertrag haben (der wahrscheinlich auch nicht die schlechtesten Konditionen haben dürfte). Zumindest haben sie ja auch in den vergangenen Jahren nie gestreikt, während das in anderen Großstädten durchaus mal vorkam.
Deswegen fehlt mir auch etwas das Verständnis für diesen Streiktag...

Re: Streik bei der BSAG am 29.09.

Verfasst: 26. September 2020 18:09
von Airboss
Hier die passende Pressemittelung von Verdi Niedersachsen/Bremen:
https://bremen.verdi.de/themen/nachrich ... 1a4a160119

Es geht um den Manteltarifvertrag (Rahmentarifvertrag). In ihm sind Dinge wie u.a. Arbeitszeit, Schichtzulagen, Urlaub, Sonderzahlungen wie Urlaubs- und Weihnachtsgeld, Kündigungsfristen geregelt.
Da dieser Manteltarif künftig Bundesweit gelten soll, um Tarifunterschiede zwischen den Bundesländern künftig zu vermeiden, soll auch in Bremen gestreikt werden.
Seit März bittet die Gewerkschaft die Arbeitgeberverbände an den Verhandlungstisch, was abgelehnt wurde. Deshalb nun ein Bundesweiter Warnstreik.
Pikante Geschichte ist, daß die Gewerkschaft im Punkt Warnstreik nicht Bundeseinheitlich vorgeht. So wird im Bereich Niedersachsen/Bremen 24 Stunden gestreikt und z.B. in Berlin nur 9 Stunden von 3:00 - 12:00 Uhr.

Re: Streik bei der BSAG am 29.09.

Verfasst: 26. September 2020 21:24
von Ingo Teschke
Hallo Jens,

danke für Deinen Beitrag. Aber schlauer geworden bin ich immer noch nicht, was das ganze jetzt soll. Angenommen, die Gewerkschaft setzt sich komplett. Machen dann alle BSAG'ler eine grosse Jubelparty unter dem Motto "wir haben einen bundesweiten statt eines landesweiten Rahmentarifvertrag"? Also, was bringt das für den einzelnen?

Ich vermute einfach, dass sich da nur ein paar Gewerkschaftsfunktionäre wichtig machen wollen. Das können sie gern tun, solange sie nicht die Bremer Fahrgäste im Regen stehen lassen!

Ingo

Re: Streik bei der BSAG am 29.09.

Verfasst: 27. September 2020 12:21
von Torsten S
Streiks im ÖPNV und dem öffentlichen Dienst schaden systembedingt stets nur den Kunden bzw. Fahrgästen, da die Arbeitgeber die nicht erbrachten Dienstleistungen nicht ersetzen müssen. Das ist sicherlich eine Zwickmühle.

Welche Vorteile die BSAG-Mitarbeiter aus einem bundeseinheitlichen Tarifvertrag haben könnten, wissen sicherlich nur die Insider (die hier ja durchaus mitlesen). Ich vermute aber, dass es hier wieder nur um die derzeit ach so strapazierte "Solidarität" mit den vermutlich schlechter gestellten ÖPNV-Mitarbeitern in anderen Regionen geht. Mit bisschen Pech könnten sich sogar Verschlechterungen für die BSAG-Mitarbeiter ergeben.

Re: Streik bei der BSAG am 29.09.

Verfasst: 28. September 2020 12:42
von internaut
Wann gab es eigentlich den letzten Streik bei der BSAG? Ich vermute, dass die Kompletteinstellung des Betriebs einfach damit begründet ist, dass die BSAG gar keine Ahnung hat, wie hoch der Organisationsgrad der Beschäftigten bei verdi überhaupt ist. Sind es 10, 20, 40, 60%? Nach dem Warnstreik ist man dann schlauer und kann im Falle eines richtigen Streiks dann einen Notfahrplan stricken.
Der Arbeitgeber spart übrigens am Warstreiktag den Lohn der streikenden Beschäftigten. Das könnte mehr sein als die Fahrgeldeinnahmen an dem Tag. Verdi muss den Lohnausfall dann zwar bezahlen, aber profitiert ebenso vom Streik, da bei solchen Aktionen oftmals viele Neumitglieder eintreten. Wann wenn nicht bei einer Streikaktion, wird offensichtlich, wer seine jährlichen 2-3% Gehaltszuwachs nur heimlich einkassiert ohne seinen Prozent des Lohns als Gewerkschaftsbeitrag für die eigene Interessenvertretung zu spenden.
Am Ende profitieren doch so einige von dem Streik. Nur halt die Fahrgäste - die bleiben an der Haltestelle stehen.

Re: Streik bei der BSAG am 29.09.

Verfasst: 29. September 2020 15:22
von Arne Schmidt
Schuss ins Knie für die Mitarbeiter der BSAG: Läuft doch auch so recht gut in Bremen. Überlandbusse, RSB und Taxen fahren, Leihräder und Roller sind lang und schlapp verfügbar. Viele Fussgänger bei heute zugegebenermaßen schönem Wetter in der Stadt unterwegs. Erkenntnis: Es geht's auch mal ohne BSAG. Ob das so gewollt war?

Re: Streik bei der BSAG am 29.09.

Verfasst: 29. September 2020 17:27
von GT8N-1
Ich denke teilweise täuscht das etwas. Viele Arbeitnehmer haben sich andere Lösungen gesucht, beispielsweise Homeoffice oder das ausweichen auf andere Geschäftsstellen die besser erreichbar sind. Ein Taxi für ein Tag finanzieren geht auch mal, aber 5 Tage die Woche will das sicher kaum einer machen. Ältere Leute, die z.B. einkaufen müssen haben das halt verschoben.

Wenn so ein Streik längerfristig anhält würde das sicher bedeutende Probleme bereiten, gerade da halt primär die "schwächeren" Teile der Gesellschaft getroffen werden. Alte Leute, Menschen und Schüler aus ärmeren Verhältnissen, die keine andere Möglichkeit haben, zur Arbeit, zum einkaufen oder zur Schule zu kommen.

Wirklich gut fand ich aber, dass es vielerorts Zusammenhalt gab, so wurden z.B. viele Fahrgemeinschaften gegründet, vor allem in Facebookgruppen habe ich da viel mitbekommen. Schöne Sache, die der ein oder andere vielleicht ja beibehält.