Hallo,
heute fanden ja die angekündigten CSD-Umleitungen statt. Ehrlich gesagt habe ich Null Verständnis dafür, dass ein solcher Demoverlauf genehmigt wird. Warum muss die Demo überhaupt am Hauptbahnhof vorbeikommen - hätte nicht eine Route über "Am Wall" genügt? Wer Toleranz von anderen einfordert, sollte auch Toleranz gegenüber Personen mit einem anderen Mobilitätsbedürfnis gewähren. Und eine komplette Innenstadtsperrung zu beanspruchen ist nichts anderes als Intoleranz.
Wie dem auch sei. Die BSAG musste darauf reagieren und hat ja im Vorfeld einen "Plan" bekanntgegeben. Ehrlich gesagt kann ich auch hier nicht nachvollziehen, wieso man nicht die Linienäste sinnvoll verknüpft hat. User BRE und andere haben das ja bereits ausführlich beschrieben - deren Argumentation folge ich zu 100%.
Aber auch die Umsetzung des "Plans" war keine Meisterleistung. Es fehlte - mein Eindruck als Aussenstehender - an klaren Anweisungen, welche Gleise z.B. in Sebaldsbrück zu nutzen wären. Hier war das Fahrpersonal auf sich allein gestellt mit den Folgen, dass in Sebaldsbrück nur noch Verwirrung war. Dabei wäre es einfach gewesen zu sagen "Linie 4 benutzt Innengleis, alle anderen fahren auf dem Aussengleis". Der Verkehr war sehr sehr unregelmässig. Meine Beobachtung von Sebaldsbrück 12.20 - 13.10 Uhr: Zwischen 12.20 und 12.45 Uhr fuhr gar keine Bahn Richtung Innenstadt (normalerweise wird hier ein 5-Minuten-Takt geboten!), danach die Linie 4 grob im 10-Minuten-Takt. In der gesamten Zeit fuhren zwei Bahnen der Linie 2 Richtung Stadt, gar keine 10. In der Ankunft kam erstmal auch lange nichts, dann kam plötzlich mal der 3.3-Minuten-Takt. Von den fünf angekommenen 2/10 rückten dann aber drei in Sebaldsbrück ein und waren in der Halle verschwunden. Die Bahnen der Linie 4 standen mehr als 20 Minuten in Sebaldsbrück und z.B. der Linie 2 im Weg (siehe unten).
Zwischen 13.30 und 14.00 Uhr hatte ich etwa 30 Minuten lang die Strecke der Linie 1 in der Vahr im Blick. Von den dort angekündigten Linien 2, 3 und 10 habe ich nichts gesehen. Es kamen nur Bahnen der Linie 1, beschildert mit "Bf. Mahndorf" oder "Huchting" vorbei.
Zwischen 14.15 und 14.45 Uhr hatte ich in Horn die Linie 4 im Blick. In der Zeit kam dort der Wagen 3022 beschildert als "3 Horn" vorbei (leider kein Foto), etwa 10 Minuten später fuhr er als "10 Sebaldsbrück" wieder zurück.
Fazit: Wie befürchtet, wurde wohl mehr oder minder nach "Freestyle-Fahrplan" gefahren, auf die 2/3/10 im Osten wurde fast gänzlich verzichtet. Fahrgastinfo kann ich nicht wirklich beurteilen, denn nach dem Umbau der Wartehallen in Sebaldsbrück im letzten November hat man wohl die vorher dort installierten DFI einfach vergessen. In der Aussenbeschilderung habe ich die BSAG auch besser in Erinnerung. Zumindest auch an der Schlossparkstr. waren die Bahnen der Linie 4 Richtung Sebaldsbrück beschildert als "4 Borgfeld" oder "4 Lilienthal". Warum war es nicht möglich, diese Bahnen als "10 Sebaldsbrück" auszuschildern? Eine "4 Lilienthal" ist nicht unbedingt einladend für eine Fahrt nach Sebaldsbrück. Auch ab Sebaldsbrück wurde direkt "4 Borgfeld" bzw. "4 Lilienthal" ausgeschildert, keine Kombi-Anzeige.
Folge-Argumentation: Bei der BSAG wird man sich sicherlich gesagt haben "das war eine aussergewöhnliche Situation", da kann einiges schief gehen. Dem halte ich entgegen, dass bei "meiner" Eisenbahn in der Schweiz für alle erdenklichen Störungsszenarien direkt Pläne in der Schublade liegen, die bei Bedarf innerhalb von zwei (!) Minuten aktiviert werden und für alle Beteiligten sofort Handlungsanweisungen haben, und zwar hinsichtlich Fahrzeugumläufe/-verknüpfungen, Gleisbelegung, Fahrgastinformation in den Fahrzeugen, an den Stationen und im Internet sowie als SMS-Pushnachricht. Beispiel Konzept BERNA (Sperrung Aaretal): Zwei Fernverkehrslinien werden umgeleitet durch das eingleisige Gürbetal, zwei Fernverkehr(FV)slinien werden in Thun/Bern gebrochen mit bahnsteiggleichem Umstieg in die anderen FV, Plankreuzung S-Bahn/FV im Bahnhof Burgistein, S-Bahn Linie 31 wird Belp-Bern eingestellt, überzählige S31 wird in Belp hinterstellt, FV-Kundeninformation mit Verspätungsprognose von 32 Minuten am Zielbahnhof, Aktivierung des Ersatzfahrplans für Anschlussbuslinien, Ankündigung der "geänderten Zugsformation" durch umgedrehte Wagenreihung. Und das ganze betrifft zwei Infrastrukturbetreiber und zwei Verkehrsunternehmen!
Das ist sicher nicht mit der BSAG vergleichbar, aber ich habe den Eindruck, dass bei der BSAG jedes Mal das Rad neu erfunden wird und man dann feststellt, dass z.B. die Liniencodierungen für die Aussenanzeigen fehlen etc.
Hier ein paar bebilderte Eindrücke von heute:
Wagen 3048 fährt als "4 Borgfeld" aus der Endstelle Sebaldsbrück aus.
Nächste Haltestelle (und Endstelle): Sebaldsbrück. Der Wagen bog einfach wieder in die Ankunftshaltestelle ein, um der nachfolgenden Linie 2 Platz zu machen. Im Wagen 3048 sassen übrigens Fahrgäste, die sicherlich "begeistert" waren.
Beschildert als "4 Lilienthal" erreicht der 3104 die Endstelle Sebaldsbrück. Ab welcher Haltestelle das Fahrzeug so beschildert war, weiss ich nicht. Normalerweise zeigen die Bahnen hier aber noch "Sebaldsbrück" an. Auch alle anderen ankommenden Bahnen der 4 waren entsprechend geschildert.
Und da isser wieder. Der 3048 unternimmt einen neuen Anlauf, um als "4 Borgfeld" in Sebaldsbrück zu starten, gut 10 Minuten nach dem ersten Versuch. Der 3104 hat mittlerweile die zweite Abfahrtsposition belegt, dürfte aber erst 10 Minuten nach dem 3048 in Sebaldsbrück abgefahren sein (ich habe es mir nicht mehr angesehen). Dahinter warteten zwei Bahnen der 2/10...
Für andere Bereiche wie Innenstadt etc. fehlte mir die Motivation ... Über Erfahrungsberichte würde ich mich freuen.
Ingo