London (Tagestrip in die City) - 7. Juli 2009

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Allerlei
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London (Tagestrip in die City) - 7. Juli 2009

Ungelesener Beitrag von Allerlei » 10. Juli 2009 11:56

Hallo,

für die meisten von Euch ist ein Ryanair-Trip nichts Besonderes. Schon gar nicht nach London. Trotzdem schreibe ich mal einen kleinen Bericht, denn echte Reiseberichte (im Unterschied zu reinen Spotter-Touren) sind ja eher rar - ist eigentlich ein wenig schade. Vor allem die Tipps aus anderen Reiseberichten finde ich immer sehr hilfreich. Entsprechend werde ich versuchen, vielleicht hilfreiche Beobachtungen einzubinden. Aus Zeitgründen verzichte ich jedoch auf das Bearbeiten und Reinstellen von Fotos.

Nebenbei bemerkt: Für mich (und meine Frau) war es der erste Trip mit Ryanair. Also wäre das auch vollbracht. ;)

Vorgeschichte: Wahrscheinlich war der Flugtag der indirekte Auslöser. Da in diesem Jahr kein größerer Urlaub mehr geplant ist, habe ich irgendwie auf der Ryanair-Seite mal gestöbert. Ein kleiner Aus-Flug, das wäre doch was....London schien mir das attraktivste Ziel. Erst hatte ich zu lange gezögert - ein zunächst günstiger Flug war wg. eines Bedenktages dann nicht mehr so günstig. Schließlich fand ich jedoch eine Möglichkeit, für 3,00 EUR einen Tagestrip nach London zu machen. Machte für zwei Paxe inkl. Kreditkartengebühr hin- und zurück 32,00 Euro. Ja, das geht auch günstiger. Trotzdem ist der Preis für einen Flug so ziemlich ein Witz. Ein wenig hatte ich kurz überlegt, ob der 7. Juli ausschlaggebend für das Angebot war - dem Jahrestag der Londoner Terrorattacke auf den Nahverkehr. Ist ja irgendwie, wie am 11. September nach New York zu fliegen. Die Bedenken habe ich weggewischt, sonst haben die Terroristen ja gewonnen... Zudem weiß ich inzwischen, dass für Dienstag/Mittwoch oft die günstigsten Flüge bei Ryanair angeboten werden.

Anreise: Wir haben uns aus Bequemlichkeit für die Anreise mit dem Auto entschieden. Abfahrt 7.30 Uhr in Verden. Gewohnheitsmäßig habe ich das P2 genutzt - wobei das, wenn ich es richtig gelesen habe - bei einer kurzen Parkdauer keinen Preisunterschied ausmacht. Für uns kostete es die Tagesgebühr von 14,00 EUR. Erstaunlich: Trotz Ferien fanden sich noch genügend freie Parkplätze. Übrigens finde ich die Leuchtmarkierung von freien/belegten Parkplätzen eine tolle Sache, wenngleich das System mitunter nicht jeden belegten Parkplatz als solchen erkennt. Raus aus dem Parkhaus und rein ins Ryanair-Terminal. Den Blick in die "Check-In-Halle" hatte ich schon früher einmal gewagt, insofern war es nicht ganz so überraschend. Dank Online-Check-In und "echtem" Handgepäck in Rucksackform sind wir gegen 8.10 Uhr direkt durch die Sicherheitskontrolle. London war zu dieser Zeit der einzige Flug - erst gegen 11 Uhr (?) sollten die nächsten Maschinen starten. Auch die Ausweiskontrolle war schnell erledigt - und dann kam der eigentliche Unterschied. Das Schlange stehen. Erstaunlich fand ich, dass doch gut 10, 20 Passagiere das Priority Boarding genutzt hatten. Immerhin ersparen die sich die Zeitgenossen, die sich an keine Höflichkeiten halten und bei Boarding-Beginn schön vorne von der Seite reindrücken. DAS empfand ich als größtes Manko des Fluges. Etwas merkwürdig war die Ticketkontrolle. Eine Dame lief die Reihe ab und riss schon die Abschnitte von den Bordkarten ab und verglich mit dem Ausweis. Irgendwie wirkte das nicht sehr vertrauenerweckend. Zumal in einem Fall z. B. versehentlich das Rückflugticket zerrissen wurde... Ich hatte den Eindruck, dass die meisten das Prozedere schon kannten. Die Maschine landete gegen 8.50 Uhr. Das Einsteigen ging wirklich schnell, da ist der Vorteil der freien Platzwahl unbestritten. Ein lustiger Steward begrüßte uns sehr freundlich - und die klassische Musik fand ich irgendwie nett. Die Audio-Werbung habe ich nicht verstanden und die Plakatwerbung auf den Gepäckfächern schien für einen italienischen Autoversicherer zu sein. Hat mich nicht gestört. Ein wenig gefehlt hat mir eine Zeitschriftenablage. Das die Sitze nicht nach Hinten geflogen kommen, fand ich sogar gut (allerdings nur auf dieser Kurzstrecke). Die Internationalität der Crew machte sich in sehr akzentuiertem Englisch bemerkbar - klang alles irgendwie eher süd- oder osteuropäisch, denn Englisch. Aber auch das ist kein Problem. Merkwürdiger fand ich eher, dass die Chefstewardess bei ihren Durchsagen ständig gackern musste und ein Steward den Beginn der Safety Instructions verpasste. Das erzeugte bei mir so ein Gefühl, als ob das relativ lax gehandhabt wird. Aber eine gewisse Ernsthaftigkeit dabei fände ich schon angebracht - schließlich hat die Cabin Crew ziemlich viel Verantwortung... Und mich beschlich halt das Gefühl, als ob die Crew dessen nicht so ganz bewusst war.

Was gestört hat waren enorm laute Ansagen, weder der Snack-Service noch die Rubbellose wurden aufdringlich beworben. Und das man zum Ende des Fluges quasi mithelfen soll das Flugzeug sauber zu machen - das fand ich schon fast lustig...

Flughafen Stansted: Die Landung erfolgte sehr pünktlich um 9.30 Uhr Ortszeit und so kamen wir in den Genuss der Fanfare. Auffällig war ein recht langer Weg vom Flieger bis zum Ausgang. Die Ausweiskontrolle ging sehr fix. Sie hätte aber noch schneller sein können, wenn wir unsere maschinenlesbaren Reisepässe dabei gehabt hätten. Die werden von Automaten ausgelesen und an diesen waren keinerlei Schlangen. Getränke aus den Automaten sind übrigens mit 2,50 Pfund an dieser Stelle zu teuer. Besser aus dem Sicherheitsbereich gehen und in einen Flughafenshop (ca 1,70 Pfund). Ansonsten fand ich den Flughafen gar nicht mal so schlecht: Alles da, was nötig ist. Nur die langen Wege hinter der Sicherheitskontrolle sollten zeitlich nicht unterschätzt werden.

Transfer in die City: Über die Website von Ryanair hatte ich bereits Tickets für den Stansted Express geordert (angeblich etwas günstiger, als per Direktkauf vor Ort) . Auf den Bus haben wir - obwohl günstiger - verzichtet. Da die wohl öfter mal im Stau stehen, war mir das zu unsicher. (Wobei auch ein Zug natürlich Ausfälle haben kann...). Das Abholen der Tickets ging wirklich problemlos (der Automat konnte sogar deutsch, aber auch das Englische war verständlich). Kreditkarte, mit der gekauft wurde, rein - plopp: Hin- und Rückfahrtickets wurden ausgepuckt. Übrigens verkauft Ryanair die Tickets als "Express Class". Auf dem Ticket stand dann aber "STD" (Standard). Auf Nachfrage erklärte man mir, dass dies dasselbe sei. Lediglich die First Class sei ein Unterschied dazu. Die Züge fahren im 15-Minuten-Takt und brauchen ca. 46 Minuten bis zum Bahnhof Liverpool Street im Stadtzentrum. Die Waggons waren zwar gut, aber nicht überfüllt. Zudem waren die Züge sauber. Wir würden jederzeit wieder den Zug wählen. Einziger Haken: Der Preis: Umgerechnet genau 52,00 Euro haben Hin- und Rückfahrt für zwei Personen gekostet (21,50 Pfund pro Schnabel). Wer jetzt mal mit den Zügen in Stuttgart, München oder auch New York JFK vergleicht (dort 7 USD für Airtrain und Subway) muss schon böse schlucken...

London: Vom Bahnhof Liverpool Street haben wir die Stadt erkundet: Tower Bridge, Tower, London Bridge, entlang der Themse, Globe Theatre, London Eye, Big Ben und Parlament, Trafalgar Square, The Mall, Horse Guard, St. James Park, Buckingham Palace und Picadelly Circus. Zu erwähnen sei dabei, dass wir nur zur Fuß unterwegs waren (bis auf die Tube-Rückfahrt Picadelly Circus zur Liverpool Street - auch hier stolze Preise: 4 Pfund pro Pax) und nichts von Innen besichtigt haben. Das Wetter war uns leider nur teilweise hold – mitunter goss es aus Kübeln. Wie wir hinterher erfahren haben, so stark, dass die U-Bahn (bzw. Stationen) teilweise geschlossen werden musste. Erstaunlich fand ich den irren Flugverkehr über London-City - die Frequenz von/nach Heathrow war wirklich beeindruckend. U. a. ein Emirates A380 zog über uns hinweg...

Highlight des Tages (es fanden übrigens an diesem Jahrestag der Terroranschläge auch Gedenkfeiern sowie die Premiere von Harry Potter statt – davon haben wir nichts mitbekommen) war der Buckingham Palast. Uns fielen die vielen Menschen auf, die wie für eine Kostümparty verkleidet zum Palast strömten. Frau in aufwändigen Kleidern und aberwitzigen Hüten (Briten halt ;) ), Männer in Frack und Zylinder oder mit Millitäruniform, später auch Kardinäle usw. Ein Polizist konnte es uns erklären: Die Königin (die Flagge wehte auf dem Palast!) hatte zur „Royal Garden Party“ geladen. Rund 8.000 Gäste! Die standen in langen Reihen vor den Eingängen und wurden auf Kommando und in Etappen in den Palast (bzw. in den Garten?) gelassen. So wie wir es mitbekommen haben, müssen da sowohl Adel und Namhaftes, als auch Erstlingsbesucher dabei gewesen sein… Immer wieder kamen auch Motorrad- und berittene Polizeistreifen und sperrten den Verkehr, um irgendwelche wichtigen Fahrzeugkonvois (Nobelkarrossen) durchzulassen… Das ganze wirkte wie eine Filmkulisse. Aber die meinten das Ernst. Ich habe inzwischen in britischen Zeitungen gelesen, dass die Party so ziemlich ins Wasser gefallen ist… Die Gewitterschauer waren aber auch echt nicht ohne…

Rückreise: Gegen 16.40 Uhr sind wir zum Flughafen zurück und haben dort noch bei Burger King gegessen (tagsüber haben wir uns - vor allem aus Zeitgründen - mit mitgebrachten Brötchen und vor Ort gekauften Getränken versorgt). Nachdem wir durch die Sicherheitskontrolle waren, konnten wir auch sehen, in welchem Affentempo die Maschinen reinkommen, abgefertigt werden und den Flughafen gleich wieder verlassen. Und vor allem: Mit welcher gigantischen Frequenz. Mitunter fünf FR-Maschinen, zwei Easyjet und eine Cargo von Fed-Ex reihten sich wie an einer Perlenschnur auf dem Taxiway auf. Leider kamen wir deshalb auch nicht pünktlich los… 20.10 Uhr statt 19.30 Uhr. Trotzdem waren wir gegen 22.45 Uhr schon wieder zu Hause in Verden… Übrigens waren auffällig viele Niederländer mit an Bord.

Fazit: Die Tour hatte sich gelohnt, hat wirklich Spaß gemacht. Ich hatte London zuletzt Anfang/Mitte der 90er gesehen, da hat sich irre viel getan. Und auch mit Ryanair würden wir wieder fliegen, allemal für einen Wochenendtrip oder Ausflug. Einen Flug auf die Kanaren oder nach Mallorca respektive Rest-Spanien, das würde ich mir doch sehr überlegen und vom Preis abhängig machen. Und nicht vergessen: Die Uhren werden in England eine Stunde zurückgestellt, sodass man eine Stunde mehr Zeit hat. Bei einer Tagestour wirklich vorteilhaft!

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