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Warum immer noch AM im Flugfunk?

Verfasst: 27. Juni 2019 22:44
von Bruder_M
Moin,

heute Abend hatten wir nach dem Rundspruch auf DB0OZ die Diskussion, warum denn im Flugfunk immer noch Amplitudenmodulation verwendet wird und kein spektral effizienteres Verfahren wie SSB oder gleich Digitalfunk. Letzteren hätte man bequem mit der 8,33 kHz-Einführung etablieren können.

Ich hatte zwar eingeworfen, dass es am Doppler-Effekt liegen könnte, dass ein SSB-Signal vollkommen aus dem Kanal geschoben wird, aber als ich daheim nachgerechnet hatte, kam ich auch nur auf ca. 100 Hz Versatz bei 120 MHz und 850 km/h. Damit klingt man zwar wie Donal Duck, liegt aber noch in der ZF-Bandbreite. Außerdem könnte man ja sowas wie "Einseitenbandmodulation mit vermindertem Hilfsträger" (R3E) [1] machen und hätte auf einem Schlag die Bandbreite halbiert, bei Kompatibiltät zu bestehenden AM-Anlagen.

Welchen technischen Grund gibt es also wirklich, weshalb man im (zivilen*) Flugfunk noch AM macht'?

Anlass der Diskussion war die Absicht Frankreichs, das 2 m-Amateurband ebenfalls für den Flugfunk nutzen zu wollen. [2]

Beste Grüße, Marek

* Die Militärs machen nämlich sehr wohl auch FM bei 300 MHz

[1] https://de.wikipedia.org/wiki/Modulationsart
[2] https://www.funkamateur.de/nachrichtend ... gfunk.html

Re: Warum immer noch AM im Flugfunk?

Verfasst: 28. Juni 2019 08:19
von BRE
Ich bin nun mit Funktechnik nicht so wahnsinnig bewandert, von daher kann ich zu den technischen Aspekten gar nicht so viel sagen. Aber ich könnte mir vorstellen, dass es ggf. gar keine primär technischen Gründe gibt. Ich könnte mir vorstellen, dass dort einfach eine treibende Kraft fehlt, eine Umstellung zu forcieren. Es geht hier ja auch gerade um grenzüberschreitende Interoperabilität. Auch gibt es in der Luftfahrt ja immer das Thema Zertifizierung, auch das könnte ein Hemmschuh sein.

Re: Warum immer noch AM im Flugfunk?

Verfasst: 28. Juni 2019 23:14
von Bruder_M
Hi,

danke für die Antwort.
Ja, so stelle ich mir das auch vor. Dass es historisch gewachsen ist über die Jahrzehnte.
Wollte man auf "digital" umstellen, müsste man per Stichtag jeden Dorfflugplatz im hintersten Busch und auch jede kleine Sportmaschine umrüsten.

Das hat ja schon bei TETRA-BOS nur mit Ach und Krach geklappt und es sind genügend Einsatzfahrzeuge mit analogen und digitalen Geräten parallel rumgefahren.

Beste Grüße, Marek

Re: Warum immer noch AM im Flugfunk?

Verfasst: 29. Juni 2019 22:12
von Antares
Moin auch,
als Flugfunkzeugnisinhaber (BFZ II) und ehedem Elektro-/Nachrichten-technisch Ausgebildeter kann ich dazu die plausible und zutreffende Begründung liefern:
Funk in AM ist bei schlechten Sende-/Empfangsbedingungen besonders im Grenzbereich überlegen. Andere Verfahren brechen früher weg. Das Stichwort ist die sog. FM-Schwelle. Bei gleicher Sendeleistung (respektive Energiebedarf) ist ein weit entferntes AM-Signal noch (mühsam) verständlich während die anderen Verfahren bei immer schlechter werdendem Signal-/Rauschverhältnis schlagartig vollkommen unverständlich werden.
Schönes WE weiterhin!
...grüßt Antares alias Ulrich

Re: Warum immer noch AM im Flugfunk?

Verfasst: 30. Juni 2019 21:02
von Bruder_M
Das stimmt, bei FM wirds bei schwachem Signal plötzlich stark verrauscht.
Ich kenne diesen Effekt aus dem Amateurfunk.

Aber man hätte ja trotzdem bei der 8,33 kHz-Umstellung die alten 25-er Kanäle bei AM belassen können und und im 4,167 kHz-Raster (25 / 6 = 8,33 / 2) SSB einführen können.