London selber ist schon recht gut bekannt und obwohl ich diese Stadt immer wieder gerne besuche, dürstete es mich nach etwas Neuem, zumal London mit nur einem Tag auch nur begrenzt Spaß bringt bzw. nur Sinn mach, wenn man etwas konkretes vor hat. Aber wo kommt man ab Stansted noch gut hin? Einmal gibt es die Kleinstadt Bishops Stortford, welche mit dem Zug ab Stansted zwei Stationen in Richtung London liegt. Aber dort war ich nun auch schon zwei Mal, da gibt es eigentlich auch nichts Neues mehr zu entdecken, ausserdem ist das eher eine Aufgabe für nur einen Nachmittag (zeitweise flog Ryanair ja den "Frühflug" nach Stansted erst gegen Mittag). Kurz darauf fiel der Blick auf Cambridge: Mit dem Zug von Stansted gut zu erreichen (direkt einmal stündlich in ca. 30 Minuten, zusätzliche Verbindungen mit Umsteigen bei 45 bis 50 Minuten Dauer) und eine Rückfahrkarte für einen Tag war mit £11.20 im Gegensatz zu einen Ticket für den Stansted Express nach London geradezu erschwinglich. Da Cambridge auch etwas grösser als Bishops Stortford war, sollte dort auch ein ganzer Tag halbwegs sinnvoll zu verbringen sein. Also wurde der Trip ursprünglich für mich und 2 Freunde gebucht – diese sollten jedoch krankheitsbedingt leider ausfallen.
So begab ich mich, wie bei meinen Stansted-Flügen üblich mit dem ersten Bus der Linie 52 gegen halb Sechs am Morgen des 20. Januar 2009 zum Flughafen. Da ich bereits zu Hause gefrühstückt hatte, ging es trotz noch etwa einer Stunde bis zum Abflug gleich durch den Security-Check, wo meine Kamera erstmal wieder in den Genuss des "Staubwischens" kam, wie bei etwa jedem zweitem bis dritten Flug üblich. Natürlich wurden mal wieder keine Sprengstoff-Rückstände gefunden, so dass ich mich direkt ans Abflug-Gate setzte, wo ich dann zum dritten Mal das Vergnügen hatte, das mehr oder weniger chaotische Boarding für den Flug nach Marrakesch am Nebengate zu beobachten. Diesmal lief es sogar relativ geordnet ab und nicht, wie im November, wo noch eine dreiköpfige Nachzüglergruppe mit 9 Handgepäckstücken am Gate auftauchte und irgendwie auf die erlaubte Menge von einer Tasche pro Person zu kommen musste. Nach etwa 45 Minuten begann dann auch das Boarding für meinen Flug nach Stansted.
Flug: FR 3631
Datum: 20. Januar 2009
von: Bremen (BRE)
nach: London-Stansted (STN)
Abflug: 06:55 Uhr
Ankunft: 07:05 Uhr
Maschine: EI-DWW (Boeing 737-800)
An Bord konnte ich zum Glück noch einen der Sitze in den Notausgangsreihen über dem Flügel ergattern. Der Flug selber war relativ ereignislos, hier und da wackelte es zwar ein wenig und natürlich zog die Crew das volle Kaffeefahrt-Programm ab: Speisen&Getränke, Lotterie-Lose, Terravision-Tickets und der Parfum-Wagen. Nach der Ryanair-typischen harten Landung, wurde auch wieder zur Fuchsjagd geblasen (ich dachte, das hätten sie in England nun auch abgeschafft!). Ryanair, the "On-Time Airline" und den Mietwagen doch bitte bei Hertz mieten. Da sieht man schon, wo das Geld wohl herkommt, von meinen Tickets kann es jedenfalls nicht sein. Der Flug kostete schließlich hin und zurück nur 0,02€!
Nach der Landung ging es erstmal direkt zu Passkontrolle, wo Hinweisschilder auf die neuen automatischen Einreiseschalter hingewiesen wurde, welche man mit einem EU-Reisepass mit Chip nutzen könnte. Da ich den passenden Pass mit hatte, wollte ich das auch gleich ausprobieren, leider polierte bei meiner Ankunft nur ein Mitarbeiter die automatischen Schranken und ein Zugang war nicht möglich, also zu den guten alten Schaltern, an denen sich noch ein Mensch meinen Pass anschaut. Dauerte zum Glück auch nicht lange, da nur zwei Personen vor mir waren. Schnell an der Passkontrolle vorbei zum Ausgang und schon stand ich in der Ankunftshalle in Stansted und ein Blick auf die Uhr verriet mir, dass der direkte Zug nach Cambridge gerade weg war. Dennoch bin ich sofort runter in den Bahnhof gegangen und habe mir dort ein Anytime Day Return Ticket nach Cambridge gekauft und habe den nächsten Zug in Richtung London genommen, der nächste direkte Zug wäre erst in einer Stunde gefahren und bin in Bishops Stortford in den Zug nach Cambridge umgestiegen, bei fünf Minuten Wartezeit dort am Bahnhof.
Etwa viertel nach Acht erreichte ich dann den Bahnhof in Cambridge, wo ich mich mit den Pendlermassen erstmal durch die Schranken kämpfen musste. Bevor ich mich auf den Weg in die Stadtmitte machte, versorgte ich mich am Bahnhof erst einmal noch mit etwas zu Trinken und einem kleinen Snack. Als ich vor den Bahnhof trat, war meine erste Überraschung die erstaunlich hohe Anzahl an Fahrrädern, die dort angekettet waren, ein Anblick den ich aus England so bisher nicht kannte, aber Cambridge ist halt Studentenstadt! Den Weg in die Stadt legte ich zu Fuß zurück, da ich zu geizig für ein Busticket war.
Der Marsch in die Stadtmitte dauert etwa 30 Minuten, erst die Station Road runter, dann rechts in die Hills Road, weiter die Regent Street entlang, erreicht man die St. Andrews Street und ist schon in der Fußgängerzone nahe dem historischen Stadtkern. Dort streifte ich erstmal ein wenig durch die Straßen. Etwas nervig sind die recht schmalen Fußwege, mit am frühen Morgen vielen eintreffenden Pendlern und auch in den Fußgänger-Zonen hat man teilweise leider nicht wirklich viel mehr Platz, da dort regelmässig Busse und Taxis durchfahren und die Bürgersteige dennoch recht schmal sind.
Dennoch lohnt es sich die historische Innenstadt ein wenig zu erkunden, welche hauptsächlich aus den verschiedenen Colleges der Universität. Verständlicherweise sind diese Gebäude nicht frei zugänglich, da dort Studenten bzw. Professoren leben und Arbeiten. Teilweise ist dies wirklich schade, da man manches Schmuckstück eben erst vom Innenhof sehen kann oder auch manches Gebäude ohne das Gelände zu betreten nicht vernünftig fotografieren kann, aber man muss eben respektieren, dass die Gebäude noch aktiv genutzt werden. Das Gelände des St. Johns College darf zum Beispiel von Besuchern nur nach Bezahlung eines Eintrittsgeldes betreten werden.

Innenhof des Trinity Colleges
Das St. Johns College habe ich mir daher nur von aussen angesehen und bin dafür kurz durch den Innenhof des Trinity Colleges geschlendert, um danach am Rande des Colleges zum Fluss Cam zu kommen. Von dessem anderem Ufer kann man die Rückseiten der verschiedenen am Fluss Colleges betrachten, so dass ich an diesem Ufer bis zur nächsten Brücke lief um dort wieder in die historische Altstadt zurückzukehren.

Blick über die Cam

Rückseite des St. Johns College

Ein Boot mit Touristen auf der Cam
Dort machte ich ersteinmal eine kurze Pause bei Starbucks und schrieb Postkarten. Man findet dort auch die anderen "üblichen Verdächtigen" McDonald's, Pizza Hut und Subway. Daneben gibt es auch einen Sainsbury's Central um sich mit Getränken und kleinen Snacks einzudecken. Einen Burger King findet man im Grafton, einem Shopping Center etwas abseits des eigentlichen Stadtzentrums, jedoch gut zu Fuß zu erreichen. Natürlich gibt auch zahlreiche Shopping-Möglichkeiten, so gibt es dort zwei direkt nebeneinander gelegene Einkaufspassagen (Lion Yard und Grand Arcade) und daneben auch etliche kleinere Geschäfte.
Nach meinem Abstecher zum erwähnten Grafton Center, begab ich mich, um dort noch mal in das einmal den Innenof des Corpus Christe College, welches am Vormittag für Besucher geschlossen war. Auch wenn es erst ca. 16 Uhr war begab ich mich langsam in Richtung Bahnhof, da die Dämmerung langsam einsetzte und damit auch das Licht zum Fotografieren langsam schwand. Jedoch wählte ich einen Umweg entlag der Cam, da der schon recht frühe direkte Zug nach Stansted auch erst um 17:20 abfahren sollte.

Kapelle des Corpus Christi College
In Stansted angekommen besuchte ich erstmal den noch recht neuen Burger King im Ankunftsbereich, da ich in Cambridge selber das Mittagessen ausgelassen habe. Gesättigt ging es dann durch die Sicherheitskontrolle, an der sich erstaunlicherweise diesmal keiner für meine Kamera interessierte. Ein besonderes Vergnügen war, dass der Bremen-Flug diesmal eines der 50er Gates bekommen hat, bisher bin ich dort erst einmal angekommen. Die Ankunft ist relativ unproblematisch abgesehen von der Tatsache, dass man halt weiter laufen muss. Generell scheint der Bereich nach ähnlichen Prinzipien, wie das Terminal E in Bremen konstruiert: So billig wie möglich! Die Fläche in dem Anbau mag vielleicht dem Abflugbereich einschließlich Security und Duty Free Shop des Terminal E in Bremen entsprechen, auf dieser Fläche bringt man dann 10 Abfluggates unter. Zum Glück sollte FR 3634 auch der einzige abgefertigte Flug in diesem Bereich bleiben. Die Maschine aus Bremen (wieder EI-DWW) landete und das Boarding sollte beginnen, welches sich jedoch durch den in Stansted häufiger Maschinenwechsel noch ein wenig verzögerte.
Flug: FR 3634
Datum: 20. Januar 2009
von: London-Stansted (STN)
nach: Bremen (BRE)
Abflug: 20:40 Uhr (planmässig 20:10 Uhr)
Ankunft: 22:40 Uhr (planmässig 22:30 Uhr)
Maschine: EI-CSW (Boeing 737-800)
Ein Glück staute sich die ganze Priority-Truppe an der vorderen Treppe, so dass man relativ problemlos an der hinteren Tür einsteigen konnte und einen Platz direkt am Ausgang erobern konnte. Dies ist praktisch, da ich von frühreren London-Trips weiss, dass meine Straßenbahn nach Hause relativ kurz nach der Ankunft abfährt und ich sonst 20 bis 30 Minuten am Flughafen warten muss. Dieser Vorteil sollte jedoch graue Theorie bleiben!
Nachdem bereits alle Passagiere an Bord der Maschine waren, tat sich erstmal nichts weiter, abgesehen davon, dass die Crew uns wiederholt darauf hinwies "You are already welcome on board..." und dass es bald los gehen sollte. Kurze Zeit später wurden mehrere Passagiere aufgerufen und der erste Gedanke war dann, gut das ist geklärt, gleich kann es los gehen. Jedoch passierte nicht viel, abgesehen davon, dass ein Techniker ins Cockpit wanderte. Etwa 30 Minuten nach planmässiger Abflugzeit sprach der Kapitän zu uns, man hätte ein flugtechnisches Problem gehabt, aber nun sei alles in Ordnung und man könne gleich mit dem Flug nach Bremen beginnen.
Der Flug selbe war dann auch relativ ereignislos und landete mit 10 Minuten Verspätung in Bremen, so dass ich trotz schneller Passkontrolle meine Bahn verpassen sollte.
Fazit: Cambridge ist durchaus eine Reise wert, die historische Innenstadt ist durchaus nett anzuschauen. Wenn man jedoch nicht plant die Kapelle des King's College oder das St. John's College (beides kostenpflichtig) zu besichtigen, hat man mit den frühen Flugzeiten des Winterflugplanes ein wenig zuviel Zeit, ein Tagestrip im Sommer, wenn der Frühflug nach Stansted später ist, da er nicht ex Bremen geflogen wird, sollte zeitlich fast schon optimal sein. Sollte man jedoch auch die kostenpflichtigen Gebäude besichtigen und evtl. auch Interesse am Fitzmaurice Museum haben, wären durchaus auch zwei Tage zu füllen.
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